SYMPTOM TANZ

In den Spielzeiten 2012/2013 und 2013/2014 ist das Theater Bremen im Rahmen des von der Kulturstiftung des Bundes initiierten Förderfonds TANZFONDS PARTNER eine enge Partnerschaft mit dem Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Bremen Huchting eingegangen. Dabei wurden die beteiligten Schüler durch ein regelmäßiges Tanztraining, diverse Proben- und Vorstellungsbesuche, Workshop-Wochenenden und künstlerische Intensivlabore fest in den Produktionsablauf des Theater Bremen integriert. Sie lernten die Arbeit der Kompanie aus erster Hand kennen und waren PerformerInnen bei der Kreation und Aufführung eines Tanztheaterabends.

Ich wurde beauftragt, mehrere eintägige Workshops und ein mehrtägiges Tanz & Film Intensivlabor mit einem Teil der SchülerInnen durchzuführen. In einem Showing wurden damit erste Ideen ausprobiert und Bühnenerfahrung gesammelt. Anschließend, auch in Absprache mit dem künstlerischen Leitungsteam, entstand eine Konzeption für ein Videobühnenbild.

Für das abendfüllende Tanztheaterstück, das es zu entwickeln galt, entwickelte ich ein visuelles Konzept, in dem die Darstellungen vom Hintergrund herausgelöst sind, ermöglicht durch Greenscreen Technik. Ein Ziel war, so die Videoaufnahmen, die zeitlich versetzt, im Vorfeld, stattfanden, mit dem Echtzeit Handlungsstrang auf der Bühne zu verschmelzen, um am Ball des Stückverlaufes zu bleiben und die live-Aktion zu unterstützen.

Das von Gabor Doleviczényi entwickelte Bühnenbild bestand auch aus einem großflächigen Vorhang, vor dem die einzelnen Personen am Anfang auftreten und sich dem Publikum vorstellen. Für die Mehrheit der Heranwachsenden war es der erste Auftritt im Theater. Riesige Porträts, in denen sich die Charaktere mit dem Rücken zur Kamera/Zuschauerposition befinden und dann zu ihm umdrehen, hatten beispielsweise die Funktion, mit der Darstellung auf der Bühne in Einklang zu sein und trotz Übergröße den Fokus auf die menschliche Seite zu ermöglichen: das Sein und Sehen, „Er:kennen“ von Spiel und Charakter im Kontext des Stückes, das auch mit den Fragen der Identität und Zugehörigkeit spielt. Durch die Projektionskameraden ist der Mensch vor dem Vorhang zugleich nicht allein.

Den Figuren, die wir im Stück kennenlernen, begegnen wir später auch auf den seitliche positionierten Videotürmen immer wieder, in Close-ups in Form von mini schwarz-weiß Foto-Essays, die langsam überblendet werden. Co-Präsenz statt Ablenkung. Deshalb waren auch die großen Projektionen zumeist in Zeitlupe.

Die Postproduktion fand in Bremen statt, was ermöglichte, Dramaturgie von Tanz, (Schau-)spiel, Video und Musik/ Ton eng miteinander zu verknüpfen. Während der gesamten Entwicklung eigens dafür eingesetzte Produktionsleitung vor Ort, Susan Barnett, die im ständigen Kontakt mit allen Beteiligten war.

Die Einrichtung des Videobühnenbildes fand am kleinen Haus des Theater Bremen statt, das dieses TANZFONDS PARTNER Projekt von Samir Akika / Unusual Symptoms und den Schülerinnen und Schülern des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums produzierte.