Herrumbre

Für die Planung des Marketing-Jahres 2015 für das Staatsballett Berlin (SBB) wurde erwogen, das Videoformat zu ändern. Bislang wurde zu jeder Premiere immer einen „Making-of“-Podcast produziert. Jetzt sollte es für die nächste Premiere „Herrumbre“ etwas künstlerischer zugehen, also ein ganz eigenes ästhetisches Produkt sein. Hier mein Konzept.

BRIEFING

Für die Planung des Marketing-Jahres 2015 für das Staatsballett Berlin (SBB) wurde erwogen, das Videoformat zu ändern. Bislang wurde zu jeder Premiere immer einen „Making-of“-Podcast produziert. Jetzt sollte es für die nächste Premiere „Herrumbre“ etwas künstlerischer zugehen, also ein ganz eigenes ästhetisches Produkt sein.

Dr. Christopher Vorwerk (damals Leiter Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Staatsballett Berlin) sprach von "einen ästhetisch getrieben Clip" für die Social Media Ankündigung der Deutschland-Premiere von Herrumbre (Chor.: Nacho Duato).

FOTO-REFERENZEN

Fotos: Fernando Marcos

VISION

Mein Vorschlag war ein Konzept für eine Dance for the camera Fassung der Choreografie von Nacho Duato. Durch das zu erstellende Video eine Art künstlerische „erste Ableitung“ (im mathematischen Sinne) vom Original in ultra Kurzform zu schaffen - und ein rein abbildendes Trailer-Format zu erweitern.

a) Zielgruppen: muss nicht an reine Tanzspezialisten (Klassik) gerichtet sein

b) Kommunikationsziele: dem Zielpublikum Thema & Kunstform vermitteln: Dichte & Intensität des Stückes und der Darstellungsform - es wird durch Tanz ausgedrückt

c) Anwendung & crossmediale Auswertung: des Komunikationskanals : Social Media

Die Choreographie wäre Ausgangspunkt, um mittels kurzer filmischer Auszüge davon - für die Kamera inszeniert (außerhalbe des Bühnenkontexts) und im Schnitt und Postproduktion verdichtet zu einem 90 - 180 Sekunden Trailer - den Betrachter*innen des Videos die Intensität des Themas Terror und Gewalt einerseits und die Sinnlichkeit sowie Poesie des Mediums Tanz andererseits so nah zu bringen, dass sie davon berührt sind und idealerweise bewegt, das Video anderen zu zeigen.

FILMSET

Ich berete das Foyer de la danse und blicke auf einen schwarzen Kubus, der frei im Raum steht. Die Seilzüge halten Bühnenstangen mit schwarzen Mollton, der bis zum Boden reicht. An den Traversen darüber sind unterschiedlichste Scheinwerfer installiert, die nach Innen gerichtet sind. Ich nähere mich dem Kubus und schlüpfe an einer der Ecken in den Kubus. Ich berete einen Raum, dessen Boden mit schwarzen Tanzboden ausgelegt ist. An Bühnenstangen schweben darin lange Streifen aus Gaze, durch die ich hindurchblicken kann, so feinmaschig ist diese.

KONZEPT

Um die choreographischen Elemente (den Tanzraum - eine Art erweiterte Kinesphäre, um Rudolf von Labans Denkmodell zu nutzen) wird ein Raum konstruiert, der neben der Funktion als szenischer Raum auch als Denkraum agiert.
Beim Dreh erlaubt das Setting neue Sichtweisen. Durch die Auflösung der Zentralperspektive kann das Stück aus allen Perspektiven gleich gesehen werden. Krieg und Terror, ein schwarzer Raum ohne Horizont, ohne Zukunft - eine die Darsteller*Innen umgebende Black Box, die Verhältnisse von rechts und links neutralisiert. Ad abstraktum geführte tanzenden Körper. Zugleich ermöglicht es, die Choreographie dreidimensionaler im Video einzufangen, anstatt sich nach der vierten Wand auszurichten. Das erlaubt Bilder auf den Tanz, die wir uns vorher so nicht vorstellen konnten und Nähe zur Performance, die im Theater nicht möglich ist. Zugleich können wir uns beim Dreh von der „Musik des Zufalls“ überrraschen lassen.
Anstatt "abzufilmen" wollen wir eigenwillige, Bilder „für die Ewigkeit“ schaffen. Durch die Architektur des Szenebildes von Herrumbre Videoversion schaffen wir eine wichtige Grundlage, um unser Ziel dieses Konzepts im Videobild zu verankdern: „die Sinnlichkeit sowie Poesie des Mediums Tanz“ zu zeigen. Das Setting schafft einen „Raum der Möglichkeiten“, und nutzt das SBB Foyer de la danse in dieser Umwidmung als eigenen Spielort.

PROJEKTSTATUS

Das Projekt wurde nicht realisiert. Nacho Duato hat sich später dafür entschieden, doch keinen künstlerischen Film zu drehen.